Unbehindert miteinander

Verstehen lernen - Toleranz üben!

„Unbehindert miteinander“, so lautete  der Aktionstag für die sechsten und siebten Klassen der Paul-Winter-Schule. Nach einem Jahr pandemiebedingter Pause konnte dieser Aktionstag endlich wieder durchgeführt werden. Der Tag soll den Schüler bewusst machen, dass es weder selbstverständlich ist, gesund zu sein, noch ein Makel, mit einer Einschränkung zu leben.

An fünf verschiedenen Stationen lernen Schüler, wie es ist, sich mit einer Behinderung im Alltag zu bewegen. Der zentrale Gedanke dabei ist nicht, Mitleid zu wecken, sondern behinderten Menschen mit dem nötigen Respekt, d.h. auf Augenhöhe zu begegnen. Um verstehen zu können und Toleranz zu üben, probiert man es am besten selbst einmal aus – unterwegs im Rollstuhl oder blind mit Taststock…

Körperliche Anstrengung ist beispielsweise in der Turnhalle gefragt. Dort instruiert Sebastian Riesinger seine Mitschülerinnen und Mitschüler beim Rollstuhlbasketball, lässt sie im Rollstuhl geschlossene Türen öffnen oder durch einen Parcours mit Schwellen und Steigungen fahren. Sebastian ist selbst Schüler in einer der 9. Klassen an der Paul-Winter-Schule und auf seinen Rollstuhl angewiesen. Durch sein Beispiel erkennen die Mitschüler sehr schnell, dass der Rollstuhl kein Spielgerät ist, sondern ein wichtiges Hilfsmittel zur Fortbewegung.

Währenddessen lauscht eine andere Gruppe den Worten von Frau Sims, Frau Hallmann und Frau Stachel von der Stiftung St. Johannes aus Schweinspoint. Sie vermitteln eindrucksvoll, wie es Menschen mit Handicaps mit dem Verständnis von Sprache ergeht. Die Schüler können hier an kleinen Rätseln selbst ihr Sprach- und Verständnisvermögen testen und erkennen sehr schnell, welche Erleichterungen gute Piktogramme und Symbole bringen können.

Wie es ist, mit einer Behinderung zu leben, darüber berichtet Sebastian Harsch, ein Schüler aus der 9. Klasse. Während seine beiden Elternteile gehörlos sind, kann Sebastian jedes gesprochene Wort gut hören. Das wirft Fragen bei den Schülern auf, von denen viele an diesem Projekttag zum ersten Mal in ihrem Leben über das Thema Gehörlosigkeit reden: Wie lernt man, wenn man nichts hören kann? Wie verständigt man sich? Und darf man so überhaupt Auto fahren? Sebastian beantwortet die Fragen liebend gerne und hilft dabei, Berührungsängste abzubauen.

Den größten Kuschelfaktor bot Maya, eine Blindenführhündin. Mit stoischer Gelassenheit und Zutraulichkeit gewann der Labrador im Flug die Herzen aller Schüler. Sein Frauchen, Frau Zech, erzählte aus ihrem Alltag und den Aufgaben, die Maya dabei für sie übernehmen kann.

In der fünften Lernstation war erneut die Praxis gefragt. Hier konnten die Schüler am eigenen Leib erfahren, wie es ist, mit verschiedenen körperlichen Handicaps umzugehen! Mit einer Handicap-Brille ein Butterbrot schmieren? Auf Krücken fortbewegen? Den Anzug tragen, der mittels Gewichten und einer Brille die Gebrechlichkeit des Alters simuliert? Ganz schön anstrengend! Verschiedenste Gegenstände in Fühlkästen ertasten und richtig erkennen? Wirklich knifflig!

Das Resümee der Schüler, der betroffenen Experten und der Lehrkräfte lautet unisono: Dieser Aktionstag ist für die Paul-Winter-Schule und ihre Schüler ein großer Gewinn, die soziale Kompetenz   der Schüler wird gestärkt und das Gespür dafür, dass allen Menschen die gleiche Würde zusteht, ist geweckt. Denn die Paul-Winter-Schule ist nicht zu Unrecht eine Schule mit dem Profil Inklusion.

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